Expert*innen Interviews

Paarberatung bei Neurodiversität

Welche Erfahrungen hast du in der Beratung zum Thema Neurodiversität gemacht?

Für viele Betroffene ist es ein wunderbares Gefühl, wenn sie sich von Anfang an verstanden fühlen und nichts von dem, was sie sagen erklären müssen, denn in „der Welt da draußen“ erleben sie das sonst nicht. Alleine schon der Umstand mit jemanden zu sprechen, der aus einer ähnlichen Erfahrungswelt kommt, dem dieselben Fallstricke schon passiert sind, öffnet Türen und lässt eine tiefere Begegnung zu, die sonst verschlossen bliebe.

Wie arbeitest du mit Paaren im Blick auf Neurodiversität?

Bei Paaren ist oft ein Mensch neurodivers und der andere neurotypisch, wie der Großteil der Bevölkerung. Oft kann die Kommunikation im Paar deutlich verbessert werden, indem ich „Übersetzungshilfen“ anbiete und jeden einen Einblick in die Welt des anderen gebe. Ein Beispiel: Manche Neurodiverse neigen dazu, Dinge allzu wörtlich zu nehmen, anstatt das Gesagte sinnentnehmend aufzufassen – dadurch fühlt sich der Andere miss-verstanden und mitunter auch provoziert. Hier kann großes Konfliktpotential durch meine Beratung recht gut abgebaut werden.

Was ist das Besondere an neurotyp-sensibler Paarberatung?

Besonders finde ich die hohe Dankbarkeit der Klient*innen. Oft ist der Leidensdruck hoch und gleichzeitig beobachte ich häufig ein liebevolles und einander zugewandtes Paar. Neurodiverse Menschen fühlen oft eine ganz andere Intensität, haben ein anderes Level an Empathie und oft besondere Bedürfnisse, was sich natürlich auch bei der Sexualität zeigt. Hier zu vermitteln, die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse ans Licht zu holen und dem/der anderen Partner*in verständlich zu überbringen, macht mir eine große Freude.