Expert*innen Interviews
Sorgen bei der Beziehungsöffnung
"Mehr Wohlwollen für alle! Ob poly, kink, queer, du bist bei mir willkommen mit allem, was du fühlst und bist."
ProfilseiteMeine Partnerperson schlägt vor, die Beziehung zu öffnen. Was habe ich falsch gemacht?
Nichts! Dieser Wunsch hat vermutlich sehr viel mehr mit den Wünschen und Bedürfnissen deiner Partnerperson zu tun als mit dir. Er sagt nichts über die Qualität der Beziehung zu dir oder deine Person aus. Offene Beziehung oder Polyamorie kann helfen, mehr Bedürfnisse zu erfüllen. Grundsätzlich ist es gesund, sich auch Bedürfnisse außerhalb der Zweierbeziehung zu erfüllen. Allerdings gilt das nur für die üblicherweise oder nach Absprachen nicht als exklusiv angesehenen Bereiche wie z.B. ins Kino gehen oder bestimmte Themen mit anderen besprechen, an denen mein aktueller Beziehungsmensch kein Interesse hat. Falls die Bedürfnisse, die ich zu erfüllen suche, in den Bereich Partnerschaft fallen, kann das ein Grund sein, die Beziehung zu öffnen. Auch kann deine Partnerperson einfach sehr abenteuerlustig sein und viel Lust auf fremde Menschen und neue Haut haben und einfach ein Typ für Mehrfachbeziehungen sein. Da kannst du dann ja wirklich einfach gar nichts für.
Mehr als ein/e Sexualpartner*in – bedeutet das auch ein größeres Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten?
Nein. Üblicherweise sind Menschen, die ganz bewusst mehrere Sexualpartner*innen in ihr Leben lassen auch viel achtsamer, was das Thema STDs angeht. Physische Barrieren wie Kondome, Lecktücher und Femidom sowie regelmäßige Selbsttests und offene Gespräche darüber sind hier viel verbreiteter als bei monogamen Paaren. Das führt dazu, dass tatsächlich die Gefahr, sich in monogamen Konzepten anzustecken nachgewiesenermaßen höher ist, weil die sexuellen Kontakte hier heimlich sind und die Hürde, das anzusprechen oder einen Schutz zu nutzen, viel höher ist. Und leider reicht oft ein Kontakt. Konkret darüber zu sprechen, welche Praktiken ohne Schutz wann durchgeführt wurden und wie diese Person mit STDs umgeht, ist daher essentiell für die Gesundheit aller Beteiligten.