Expert*innen Interviews

Verlustangst in der Beziehung

Was, wenn scheinbar unbegründete Verlustangst die aktuelle Beziehung gefährdet?

Ich empfehle bei einer starken Verlustangst, die ihren Ursprung in der Kindheit oder früheren Beziehungen findet, in jedem Fall eine Paartherapie. Hier können gemeinsam die Ressourcen, Stärken und Aspekte der Verbundenheit gut ausgearbeitet werden. Genauso ist es wichtig, dass die Person ohne Verlustangst klare Grenzen ziehen darf, damit die Verlustangst nicht zu viel Raum einnimmt und damit die Beziehung tatsächlich gefährdet. So entsteht ein Rahmen, in dem das Paar gemeinsam die Verlustangst anschauen kann, die Person mit der Verlustangst aber auch in Selbstverantwortung treten kann. Dies kann manchmal auch eine Einzelberatung oder -therapie bedeuten, um die Herkunft der Verlustangst besser zu verstehen und aufzuarbeiten. 

Ist Verlustangst immer ein Thema der Liebesbeziehung?

Verlustangst findet seine Wurzeln häufig in früheren, vielleicht auch (früh-)kindlichen Bindungsverletzungen, im Elternhaus oder wichtigen Bezugspersonen der Kindheit. Manchmal kann es aber auch sein, dass die Verlustangst aufgrund von negativen Ereignissen oder einem Trauma innerhalb der aktuellen Beziehung auftritt. Sich den Auslöser anzuschauen und gleichzeitig sich selbst im Hier und Jetzt zu stärken ist absolut sinnvoll. Zu verstehen, wie und warum die Verlustangst entstanden ist und dann mit stärkenden Methoden einen neuen Umgang damit zu finden ist ein wichtiger und hilfreicher Weg – unter anderem in einer Paartherapie.  

Wie kann ich eine Person mit Verlustangst unterstützen?

Wenn die Person, die du liebst unter Verlustangst leidet, kann dies auch dich sehr belasten. Es ist wichtig, dich gut von der Verlustangst abzugrenzen und damit auch aus der Verantwortung herauszutreten, insofern du tatsächlich nicht (mit-)verantwortlich bist. Anstatt dich in einen Strudel von ständigen Liebes- und Sicherheitsbeweisen in der Beziehung ziehen zu lassen, die dann doch im Nichts enden, da die Verlustangst deutlich größer und stärker ist, empfehle ich stattdessen zusätzlich zum Abgrenzen eine liebevolle Unterstützung in der Aufarbeitung dieser Verlustangst. Du kannst, wenn du das möchtest, deinem Gegenüber dabei helfen, diese Angst aufzuarbeiten und damit gemeinsam eine entspanntere und sichere Beziehung zu leben. Dich gut abgrenzen und aktiv und gemeinsam die Verlustangst aufarbeiten kann also sehr unterstützend wirken.