BDSM

Informationen und Beratung rund um das BDSM: Beratung online oder vor Ort.
Du interessierst dich für BDSM oder die Vorliebe deiner Partnerperson beeinflusst deine Sexualität oder Partnerschaft? Eine Sexualberatung oder  -therapie ist grundsätzlich dann eine gute Idee, wenn im Zusammenhang mit der Neigung ein Leidensdruck besteht. Ebenso, wie die Neigung nur sehr begrenzt „gelernt“ werden kann, kann sie auch nur begrenzt „verlernt“ werden. Wenn ohne BDSM-Elemente gar keine befriedigende Sexualität möglich ist, kann eine Sexualberatung dabei helfen, das eigene erotische Spektrum zu erweitern und auch „Vanilla-Sex“ als befriedigend zu erleben.

BDSM – was bedeutet das überhaupt, was ist das?

BDSM setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben für Bondage (Fesseln) & Disziplin, Dominanz & Submission (Unterwerfung), Sadismus & Masochismus (Lust am Zufügen bzw. Empfangen von Schmerz). Es geht also um das Spiel mit Macht, Schmerz und Ausgeliefertsein im erotischen Kontext, wobei alle Beteiligten Lust aus diesen Aktivitäten ziehen. Auch Demütigung ist oft Teil des Spiels.

Früher wurde hauptsächlich nur von SM bzw. Sadomasochismus gesprochen. Heute stehen auch verschiedene Spielarten, die ohne das Zufügen von Schmerz auskommen, mehr im Vordergrund.

Wir arbeiten wissenschaftsbasiert, kennen unsere Grenzen und gehen individuell auf deine Bedürfnisse ein.

man and woman holding hands

Fragen und Antworten

Wann ist eine Beratung oder Therapie anzuraten?

Eine Sexualberatung oder  -therapie ist grundsätzlich dann eine gute Idee, wenn im Zusammenhang mit der Neigung ein Leidensdruck besteht.
Du merkst, dass du dich danach sehnst, jemandem Schmerz zuzufügen oder dich demütigen zu lassen – und das passt so gar nicht zu deinem Selbstbild? Du bist ein starker Mann, eine emanzipierte Frau, eine friedliebende Person, die eigentlich niemandem ein Haar krümmen würde? Eine Beratung kann dir dabei helfen, diesen Teil von dir zu integrieren und zu prüfen, wie ein Ausleben im Einklang mit deinen Werten möglich ist.

Du weißt, was du willst, aber deine Partnerperson spielt nicht mit? Vanilla-Sex funktioniert gut, aber im Bereich BDSM seid ihr einfach nicht kompatibel? Du möchtest deine Sexualität verändern, oder deine Partnerperson möchte dazulernen? Auch in diesem Fall ist professionelle Beratung hilfreich, um die Grenzen des Machbaren auszuloten und euch dabei zu unterstützen, als Paar mit der scheinbaren Inkompatibilität umzugehen.

Du lebst oder ihr lebt BDSM schon seit Langem als Selbstverständlichkeit und habt nun Probleme, die alle Paare haben könnten? Streit, Lustlosigkeit, eine sexuelle Funktionsstörung oder Eifersucht beim Öffnen der Beziehung? Kink-Friendly Professionals sind Berater*innen und Therapeut*innen, die zum Thema BDSM nicht nur Expertise, sondern auch eine grundsätzlich positive Einstellung haben. Hier seid ihr mit euren Problemen richtig und müsst eure Neigung und die damit verbundene Lebensweise weder verbergen noch von Grund auf erklären. 

Ist BDSM pervers oder krank?

Wichtig zu wissen ist, dass BDSM – wie andere Kinks auch – grundsätzlich immer im Einvernehmen zwischen mündigen Erwachsenen praktiziert wird. Der Konsens wird ausführlich verhandelt, Grenzen und Tabus explizit besprochen. BDSM-Praktizierende grenzen ihre Vorlieben klar von Gewaltausübung ab.

Auch im aktuell gültigen Diagnosemanual ICD-11 wird die Neigung zu BDSM nicht mehr als behandlungsbedürftig gelistet. Ausschlaggebend ist lediglich die Frage, ob ein Leidensdruck besteht, also ob die Person selbst oder jemand anders unter dieser Vorliebe zu leiden hat.

Warum hört man auf einmal überall von BDSM?

Während die Szene lange Zeit nur im Untergrund aktiv war, ist BDSM in den letzten Jahren immer salonfähiger geworden. Dazu hat sicherlich die Reihe „50 Shades of Grey“ beigetragen, die ausführlich die weibliche Unterwerfung zum Lustgewinn beschreibt. Buch wie Film werden übrigens in der Szene sehr kritisch gesehen, da hier der beidseitige Konsens nicht immer gewahrt wird.

Außerdem wird das Fesseln (Bondage oder Shibari) zunehmend aus der klassischen SM-Szene herausgelöst und eher als Kunstform und meditative Tätigkeit dargestellt. Zwar wird die Fesselkunst weiterhin auch im Kontext von Schmerz und Unterwerfung eingesetzt, aber als Selbstzweck erscheint sie zusätzlich einem breiteren Publikum zugänglich, das mit BDSM ansonsten gar nichts anfangen kann.

Trau dich in die Veränderung mit besser:lieben!

Stimmen die Klischees über Sadomasochisten?

Was für Klischees meinst du? Vermutlich stimmen sie; vermutlich gibt es aber auch das genaue Gegenteil.
Es gibt den beruflich erfolgreichen Mann, der nach Feierabend gern in die devote Rolle schlüpft, sich schlagen und demütigen lässt. Ebenso gibt es den Mann, der – unabhängig von seinem beruflichen Erfolg – als Dom im Bett gern den Ton angibt und Lust daraus zieht, sein Gegenüber leiden zu sehen.
Es gibt die selbstbewusste, emanzipierte Frau, die gern als Sub ihren dominanten Gegenpart bedient und sich quälen lässt. Ebenso gibt es Frauen, die gern dominant sind und sich in höchst kreativer Weise körperliche und seelische Gemeinheiten für ihr submissives Gegenüber ausdenken.
Es gibt Angehörige aller Geschlechter und aller sexuellen Orientierung, die Freude daran haben, sich fesseln, demütigen oder auspeitschen zu lassen oder ihrerseits gern fesseln, demütigen und peitschen. Der aktive Teil wird als „Dom“ oder „Top“ bezeichnet (Frauen als „Femdom“ oder „Domse“), der Passive als „Sub“ oder „Bottom“. Achtung: Eine „Domina“ ist eine bezahlte Dienstleisterin und nicht eine Frau mit genuin dominanter Neigung! Das (seltene) männliche Pendant wird als „Dominus“ bezeichnet. „Switcher“ sind Menschen, die beide Seiten der Neigung in sich tragen und je nach Kontext gern die eine oder die andere Rolle ausüben.

Es ist jedoch nicht möglich, anhand der Neigung eines Menschen auf seinen Charakter oder seine Rolle im Alltag zu schließen. Ebenso wenig lässt eine Neigung zu BDSM auf irgendeine Traumatisierung oder psychische Störung schließen. Eher im Gegenteil: Studien zufolge sind BDSMler in der Tendenz psychisch gesünder und reflektierter als die Normalbevölkerung.

Ist BDSM ein Fetisch?

Nach der strengen Definition ist ein Fetisch ein unbelebter Gegenstand (z.B. ein Schuh) oder allenfalls ein Körperteil, der für eine Person unbedingt erforderlich ist, um sexuelle Erregung zu erleben. In diesem Sinn ist BDSM kein Fetisch, da es sich nicht um etwas Materielles handelt, sondern um eine Vorliebe für bestimmte Praktiken. 
Im weiteren Sinn und vor allem im englischen Sprachraum werden die Begriffe BDSM, Kink und Fetisch fast synonym verwendet. Es gibt immer mehr „Fetisch-Partys“, wo erotisch-extravagante Outfits mit dröhnender Musik und einer Atmosphäre der Offenheit für BDSM-Praktiken kombiniert werden.
Außerdem können selbstverständlich BDSMler*innen gleichzeitig Fetischist*innen sein – verbreitet ist z.B. der Fetisch für LLL (Lack, Leder, Latex). Und wenn jemand auf bestimmte Praktiken derart fixiert ist, dass es ohne gar nicht geht, dann ist dafür „Fetisch“ immer noch der passendste Begriff.

Kann man BDSM online ausleben?

Es gibt mittlerweile zahlreiche Plattformen zur Anbahnung von Kontakten im BDSM-Bereich, und manchmal finden sich zwei Personen, denen die psychische Ebene reicht: Machtspiele, Aufgaben, Ergebenheitsbeweise sind auch ohne körperliche Präsenz möglich. Den meisten Menschen fehlt aber mit der Zeit der reale Kontakt, auch wenn physischer Schmerz gar keinen großen Stellenwert für sie hat.

Im bezahlten Bereich gibt es auch reichlich Angebote, die virtuelle Dominanz in Aussicht stellen, z.T. verbunden mit finanzieller Ausnutzung (gewollt oder ungewollt). Anbieter*innen solcher Dienstleistungen handeln in der Regel aus finanziellem Interesse und nicht aus einer genuinen Neigung heraus.

Eine weitere interessante Option ist Hypnose, die es ermöglicht, BDSM-Erlebnisse intensiv zu imaginieren. Hier fehlt jedoch in der Regel ein real ansprechbares Gegenüber, um das Erlebte zu besprechen, zu vertiefen oder im schlimmsten Fall negative Erfahrungen aufarbeiten zu können.

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Kann man BDSM lernen?

BDSM zu lernen, ist in begrenztem Ausmaß möglich. Zum einen können und müssen bestimmte Praktiken natürlich gelernt und geübt werden: Fesseln erfordert Können und Erfahrung, und auch der Einsatz bestimmter Schlaginstrumente gelingt nicht ohne Übung.

Zum anderen machen viele Menschen die Erfahrung, dass sie an der dominanten oder devoten Rolle immer mehr Gefallen finden, wenn ihr Gegenüber es deutlich sichtbar genießt. In diesem Rahmen sind durchaus Lernprozesse möglich.

Bei anderen Menschen sind hingegen überhaupt keine Fantasien vorhanden, die im weitesten Sinn mit Machtausübung oder Ausgeliefertsein zu tun haben, und auch bei den ersten Versuchen wird kein Funken von Vergnügen daran geweckt. In diesem Fall sollte man nicht versuchen, sich zu verbiegen, um der Partnerperson einen Gefallen zu tun.

Kann ich meine Neigung zum BDSM loswerden?

Ebenso, wie die Neigung nur sehr begrenzt „gelernt“ werden kann, kann sie auch nur begrenzt „verlernt“ werden. Wenn ohne BDSM-Elemente gar keine befriedigende Sexualität möglich ist, kann eine Sexualberatung dabei helfen, das eigene erotische Spektrum zu erweitern und auch „Vanilla-Sex“ als befriedigend zu erleben.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Neigung weg wäre. Wenn sie nicht ausgelebt werden kann, drängt sie manchmal auch nach einigen Jahren umso stärker an die Oberfläche, und das Bedürfnis wird immer schwerer erträglich.